
Ihr habt richtig gelesen! Mein Zelt (naja, eigentlich das meines Bruders) wurde von Blattschneideameisen zerlegt, die in der Nacht offenbar dringend Gesellschaft brauchten.

Dagegen waren die Nacktschnecken, die während der mitteleuropäischen Regenphasen das Zelt vollgeschleimt haben, ja fast noch angenehm – wer hätte gedacht, dass ich das mal sagen würde? 😅

Zum Glück habe ich die einsamen Ameisen (oder sollte ich sie Einsameisen nennen?) bemerkt, bevor ich eingeschlafen bin. Dank meiner gekonnten Krisenintervention – in Panik verfallen und improvisieren – konnte ich das Schlimmste verhindern.
Mein erster Versuch: das gesamte Zelt mit Mückenschutzspray einsprühen. Ergebnis: Dose leer, Ameisen noch da.
Plan B: Zelt von der Ameisenstraße auf ein nahegelegenes Feld verlegen, in der Hoffnung, dass dortige Pestizide sie fernhalten. Problem: Das half zwar gegen neue Eindringlinge, aber nicht gegen die, die bereits im Zelt waren.
Selbst eine Spur aus Limettensaft (die ich zufällig dabei hatte) zu legen, funktionierte nicht.
An dieser Stelle: Shame on you, Sendung mit der Maus! Was soll ich mit Lach- und Sachgeschichten anfangen, wenn in ihnen kleine Kinder schamlos angelogen werden?!
Letztendlich blieb nur eins: das Zelt ausschütteln – so gut es eben ging, mit all dem Kram darin. Am nächsten Morgen hatte ich dadurch „nur“ zwei weitere neue Löcher im Zelt. Die Nacht selbst war eher bescheiden: Ich musste in einer Bodenmulde schlafen, und natürlich fing es auch noch an zu regnen.


Aber damit nicht genug:
Von explodierenden Reifen und defekten Luftpumpen

Brasiliens Straßen scheinen eine Art natürliche Feinde für Reifen zu sein. Überall sieht man LKWs mit Platten am Straßenrand, manchmal hört man sie sogar explodieren. Und wie es das Schicksal so will, hatte auch ich das Vergnügen: vier Platten in fünf Tagen.

Der zweite Platten war besonders nervig – bei der Schlafplatzsuche versagte mein Hinterreifen und meine Luftpumpe gab zeitgleich den Geist auf. Ergebnis: Ich musste am nächsten Tag mein Rad zur nächsten Tankstelle schieben. Blöd nur, dass es in dieser Gegend keine Radläden gab, um eine neue Pumpe zu kaufen. Das rächte sich prompt am nächsten Tag.

Weit und breit keine Tankstelle, also blieb mir nichts anderes übrig, als Autos anzuhalten und auf Hilfe zu hoffen. Es dauerte etwa eine Stunde, bis endlich jemand anhielt. Mit Händen und Füßen erklärte ich meine Lage. Der Mann verstand (irgendwann) und bot an, meine Felge mitzunehmen, um den Reifen an einer Tankstelle aufzupumpen. Da saß ich dann also – mit einem einrädrigen Fahrrad am Straßenrand. Was könnte da schon schiefgehen?
Glücklicherweise hielt er sein Wort und brachte den Reifen tatsächlich zurück. Ich war ihm unfassbar dankbar!

Mittlerweile habe ich einen Pannenschutzriemen in meine Reifen einbauen lassen. Seit dem hatte ich zum Glück keine Platten mehr.
Brasiliens bürokratische Spaßbremse: Die CPF
Eine weitere Überraschung auf meiner Reise: die CPF, eine individuelle Steuernummer, die Brasilianer*innen für so ziemlich alles brauchen – vom Buchen von Fernbusfahrten über das Einrichten von SIM-Karten bis hin zur Nutzung von WLAN-Netzwerken.
Als ausländische Person habe ich natürlich keine CPF. Ergebnis: Ich konnte meinen Fernbus von Rio de Janeiro nach São Paulo nicht online buchen, sondern musste zum Schalter. Dort wusste man zum Glück, wie man mit der Situation umgeht.

Ganz so einfach war es mit der SIM-Karte nicht. In Salvador kaufte ich sie an einem Straßenstand – zum doppelten Preis, weil sie mir illegalerweise eine Fake-CPF mit verkauften. Trotzdem war das immer noch günstiger als eine internationale eSIM.
Doch damit endeten die Probleme nicht: Die App zum Verwalten des Tarifs – Überraschung! – benötigt eine CPF. Als mein erstes Datenvolumen aufgebraucht war, konnte ich keine günstige Flat nachbuchen. Stattdessen musste ich teures Zusatzvolumen kaufen, bis ich in Rio einen offiziellen Shop fand. Das ging dan auch erstmal gut, doch auf dem Weg nach Iguaçu, in einem anderen Bundesstaat, stellte sich heraus: Unterschiedliche Staaten verwaltet seine eigenen SIM-Karten und das bei deim gleichen Unternehmen.
Nach stundenlangem warten erklärte man mir, dass sie mir nicht helfen könnten, weil ich die Karte in einem anderen Bundesstaat gekauft hatte.
Erinnert mich an die Sparkasse in Deutschland:
Ich wollte einmal ein Konto bei der Kreissparkasse Köln kündigen, das ich bei der Sparkasse Köln-Bonn eröffnet hatte – wie konnte ich es auch wagen!
Und als wäre das nicht genug…
Bei all den mittelgroßen Katastrophen ist es fast nicht mehr erwähnenswert, dass auch noch meine Sonnencreme im Gepäck explodiert ist, oder? 😅
Aber hey, immerhin bin ich vor vier Tagen unversehrt bei den atemberaubenden Iguaçu-Wasserfällen an der Paraguay-Argentinien-Grenze angekommen!







Mittlerweile bin ich weiter nach Paraguay gefahren und mache mich bald auf den Weg nach Asunción.


Hoffentlich mit weniger Vorkommnissen. 😀
Beitrag vom 22.03.2025
Au Backe Florio! Was hast du schon alles erlebt. Es ist bestimmt viel lustiger hinterher die Storys zu lesen als gerade mittendrin zu stecken.