Schokolade macht alles besser

Auf dem Rückweg nach Lima haben wir einiges erlebt: Wir haben eine Schokoladenfabrik besichtigt, einen Nationalpark erkundet und sind sogar ins Theater gegangen.

Die Schokoladenfabrik hatten wir schon auf dem Hinweg bei unserem ersten Besuch in Tarapoto entdeckt. Dort fragten wir direkt nach, ob eine Besichtigung möglich wäre. Eigentlich bieten sie keine Führungen an – die Fabrik ist zu klein – aber für uns wollten sie eine Ausnahme machen.

Beim ersten Versuch hatten wir allerdings Pech: Wegen der Feierlichkeiten rund um den Nationalfeiertag war die Manufaktur geschlossen. Erst auf unserem Rückweg aus Iquitos konnten wir sie besuchen.

Dort werden Schokoladen und Pralinen in mühsamer Handarbeit hergestellt, mit Geschmacksrichtungen, die typisch für die Region und ziemlich einzigartig sind: Darunter Cocona, Camu Camu oder Macambo. In Deutschland wäre so etwas fast unvorstellbar, weil viel zu teuer in der Herstellung.

Selbstgeflochtene Verpackungen

Anfangs flochtete die (sehr nette) Besitzerin des kleinen Familienbetriebs sogar die Schachteln selbst, bevor sie irgendwann auf Papierverpackungen umstiegen.

Dschungel, Schmetterlinge und … scheußlicher Likör

Von Tarapoto ging es weiter nach Tingo María – eine kleine Stadt am Rande eines Nationalparks. Dort fuhren wir mit dem lustigsten Collectivo das ich je gesehen habe (ein Mototaxi was wartet bis drei Personen zusammen sind um loszufahren) zu einem einsamen Wanderweg durch den Dschungel zu zwei Wasserfällen. Noch nie habe ich so viele Schmetterlinge auf einem Haufen gesehen!

In Tingo María selbst fiel uns auf, dass in den Souvenirshops überall Likörflaschen standen – nicht zum ersten Mal in Peru. Also beschlossen wir, einen abends in einer Bar zu probieren, wie wir es schon an anderen Orten getan hatten, die für ihren Likör bekannt waren.

Ein großer Fehler:

Mit jedem Ort, an dem wir Likör probierten, wurde er scheußlicher (was nicht heißen soll, dass der erste gut war). Meine Mutter bestellte Maracuja, ich Coca – eigentlich wollte ich „Coco“, hatte mich aber verlesen. Mein Getränk war der Gipfel der Scheußlichkeit, aber der meiner Mutter stand ihm kaum nach.

Nach kurzer Zeit fragte der Kellner, ob er Honig in die Gläser geben solle. Entweder hatte er unsere Gesichter beobachtet, oder er wusste schon aus Erfahrung, wie die Leute auf den Likör reagieren. 😀 Mit Honig wurde es minimal erträglicher, aber an diesem Abend schworen wir uns per kleinem Fingerschwur, in Peru niemals mehr Likör zu trinken.

Seis drum. Tingo Maria hat ja schlich noch mehr zu bieten außer Likör.

Z.B. eine Höhle mit einer beeindruckenden Geräuschkulisse (wegen der vielen Vögel, die dort übernachten) und eine Lagune mit einem weiteren Wasserfall.

Das Erstaunliche daran: Zwei Frauen – naja, eigentlich nur eine, die andere gab auf – kletterten mit einem Guide den Wasserfall hinauf.

Kotosh – Tempel der gekreuzten Arme

Wir wären gerne länger in Tingo María geblieben, aber der Flug meiner Mutter nach Frankfurt rückte immer näher. Also fuhren wir die kurze Strecke mit einem Collectivo nach Huánuco. Dort liegt Kotosh, die älteste historische Stätte Perus (und das will was heißen, bisher dachte ich es kann kaum noch älter werden als Charvin neben Huaraz).

Bevor wir jedoch am Morgen mit der Touristentour dorthin aufbrechen konnten, hatten wir noch etwas Wartezeit zu überbrücken.

Also schlossen wir uns einer Gruppe von Personen an, die auf einer Tribüne vor einer Bühne saßen. Damit zogen wir mit einem Mal den Altersschnitt des Publikums drastisch herunter.

Und siehe da: wir sahen das Seniorenprogram der 486 Jahresfeier der Stadt. Dies Bestehen aus einem Tanzcontest von erstaunlich agilen Seniorentanzgruppen von überall aus dem Land.

Das Ganze wirkte wie eine Mischung aus Altersheimausflug und Kindergeburtstag – inklusive Eis, Luftballons und selbstverständlich der obligatorischen Diskussion darüber, wer welche Luftballonfarbe bekommt.

Kotosh selbst ist eine Tempelanlage aus ca. 2000 v. Chr. Besonders markant sind zwei Reliefs mit gekreuzten Armen, die heute auf allen Souvenirs zu finden sind. Laut unserem Führer symbolisierten sie die Gleichwertigkeit und Verbundenheit von Mann und Frau. Das Relief mit den kleineren (Frauen-) Händen soll zudem die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft) darstellen, das andere mit den Männerhänden die vier Himmelsrichtungen.

Außerdem gab es im zentralen Tempel eine Besonderheit: eine kreisrunde Vertiefung in der Mitte des Bodens, die in der Trockenzeit als Feuerstelle diente und über unterirdische Kanäle mit Sauerstoff versorgt wurde. In der Regenzeit konnte durch das System Wasser gesammelt werden, das über dieselben Kanäle zu den umliegenden Gebäuden geleitet wurde. Möglich war das nur, weil der Tempel kein Dach hatte.

Nach Kotosh zeigte uns der Führer noch ein kleines Museum über die regionale Kultur, eine Zuckerrohrfabrik mit 48%igem Schnaps, die älteste Brücke weit und breit und das Gelände eines christlichen Ordens, in dem der wohl älteste Mensch der Welt lebt – 125 Jahre ist er alt!

Am Abend zurück in Huánuco erlebten wir dann das Kontrastprogramm zum Morgen: ein Wettbewerb der besten Orchester des Landes. Das Publikum war diesmal deutlich jünger als am Vormittag – und riss die Hütte komplett ab.

Abschied und Neustart

Dann war unsere Zeit in Huánuco vorbei. Meiner Mutter zuliebe flog ich mit ihr zurück nach Lima – anstatt den Bus zu nehmen.

Am letzten Abend gingen wir noch ins Theater. Dort wurde alle 15 Minuten das Stück und das Ensemble gewechselt – abwechslungsreich und auch für uns, die kaum Spanisch verstehen, unterhaltsam.

Schließlich kam der unvermeidliche Moment des Abschieds. Durch die Rushhour (wer Lima kennt, weiß, was das bedeutet) brachte ein Uber mich und meine Mutter zum Flughafen. Wir verabschiedeten uns emotional und auf unbestimmte Zeit.

Vom Flughafen nahm ich den Bus zurück zur Casa Ciclista, wo Fernando mit Hund Cata und Katze Rocky schon auf mich warteten. Dort hatte ich mein Rad und Gepäck über die letzten anderthalb Monate unterstellen dürfen.

Das Fahrrad-Drama

Nun wurde es Zeit, Rad und Ausrüstung wieder reisetauglich zu machen. Mein Kochtopf+Deckel war noch vom Unfall verbeult. Da hilft nur grobes Gerät. Mit Hammer und Mettalzwinge brachte ich sie wieder grob in Form.

Meine kleine Weltkugel, die immer hinten am Gepäck hing, war im Unfall verloren gegangen. Zum Glück hatten meine Eltern Ersatz geschickt, den ich mit Nadel und Faden befestigte.

Auch das Rad selbst brauchte Zuwendung:

Das Öl der Kette war durch die lange Standzeit geronnen. Da half nichts, außer die Kette austauschen zu lassen.

Bei der anschließenden Probefahrt viel mir auf, das nun natürlich nicht mehr richtig die Kette auf das hintere (eigentlich noch zu gebrauchene) Ritzel passte, also musste auch dieses ausgetauscht werden.

Auch die Gabel hatte zu viel Spiel und wurde nachgestellt.

Zusätzlich musste ein neuer Helm (ist in Uyuni geblieben), neue Griffe, neue Reifen, Pannenschutz, Lichtsystem und Ständer (ist direkt bei der ersten Nutzung unter dem Gewicht gebrochen) besorgt werden. Summe für alles zusammen: 180€ (das Rad selbst hatte damals 345€ gekostet).

Ein wiedersehen mit neuen Freunden

Während das Rad in der Werkstatt war, traf ich Maria und Victor wieder, die wir bei der Kotosh-Tour kennengelernt hatten. Besonders Maria hatte uns dort geholfen, indem sie für uns ins englische übersetzte. Nun zeigten sie mir ihre Stadt:

Am ersten Tag zogen wir los zum Larco-Museum. Dieses Museum widmet sich Ausgrabungstücken der unterschiedlichen Epochen im alten Peru. Auch vom Stätten die wir schon besucht haben. Das Larco Museum ist von einem wunderschönen Garten umgeben, der einem fast vergessen lässt, das man gerade in Lima ist. Naja zumindest, bis man nach Oben schaut und immer noch den immergleichen, vernebelten Himmel sieht.

Meine persönlichen Highlights der Ausstellung waren die Opfer-Messer und -Gefäße, ein komplett erhaltenes Goldset eines Priesters und die überaus beeindruckende Sammlung von allen Möglichen Gefäßen, die in einer seperaten Ausstellung ganze Räume bis unter die Decke füllen.

Auch gab es eine Erotikaustellung im unteren Teil des Hauses. Unter ständigem Gekicher der Besucher*innen wurden hier so Sachen wie Figuren mit übergroßen Geschlechtsteilen, explizite Darstellungen des Geschlechtsakts und Gefäße aus denen bei Zeremonien bestimmte Flüssigkeiten (welche genau überlasse ich euch hier mal eurer Fantasie) getrunken wurden präsentiert.

Natürlich gab es hier auch Darstellungen von Sexualpraktiken, die nicht der Fortpflanzung dienen. Wer also ernsthaft behauptet, Sex würde nur der Fortpflanzung dienen – alles andere sei unnatürlich – (looking at you katholische Kirche 👀) sollte unbedingt mal diese Ausstellung besuchen.

Am nächsten Tag besuchten wir gemeinsam den größten Markt Limas – ein Ort, den in Deutschland wohl nur Groß- und Einzelhändler besuchen könnten. Verpackungsmaterial in Hülle und Fülle, Arbeitskleidung und die Möglichkeit darauf sein eigenes Logo drucken oder sticken zu lassen – alles war im Angebot.

Außerdem haben wir uns erkundigt, ob ich meine Aufenthaltserlaubnis in Peru verlängern kann. Das ist leider nicht der Fall und ich muss mit jeden Tag den ich länger in Peru bleibe 1 1/2 Dollar bei der Ausreise bleiben.

Deshalb entschied ich mich, die schnellere Route entlang der Küste nach Ecuador zu nehmen, statt über die Berge nach Tarapoto zu fahren.

Es geht wieder los – Endlich wieder aufs Rad!

Nach einer Woche brach ich auf – verabschiedete mich von Fernando, Cata und Rocky – und saß nach über drei Monaten endlich wieder im Sattel. Das hatte ich so vermisst!

Natürlich zeigte sich sofort der Unterschied zum alten Rad: instabiler, langsamer und die Kette hakt.

Der Radshop hat auch einfach den Schnellspanner vom Vorderrad nicht richtig angezogen. Das hätte auch gefährlich enden können!

Abgesehen davon macht das Reisen natürlich trotzdem riesig Spaß. Naja – außer an den ersten beiden Tagen, an denen ich im dichten Nebel Zickzack gefahren bin und versucht habe, den noch dichteren Straßenverkehr der Schnellstraße zu umgehen…

Die Landschaft entlang der Küste besteht fast nur aus Sand- und Kieswüste. Der Vorteil ist, es gibt immer schnell ein Campingplatz. Der Nachteil: kaum Infrastruktur und keine Radwerkstätten.

Pannen mitten in der Wüste

Das wurde mir schnell zum Verhängnis: Trotz Pannenschutz hatte ich vorgestern einen Platten – den 25. meiner Reise.

Ich weiß nicht wie viel Geld ich in meinem Leben schon für vermeintlich pannensichere Alternativen ausgegeben habe. Geklappt hat es nie.

Ersatzschläuche hatte ich leider keine dabei.

Der Radhändler in Lima hatte nur welche mit französischen Ventil. Das Ventil versuche ich aber zu vermeiden, weil es super unpraktisch ist, wenn man z.B. bei ner Tankstelle das Rad aufpumpen möchte. Für das Hinterrad hat der Radshop allerdings den Schlauch (also mit französischen Ventil) ausgetauscht, weil der alte aus irgendeinem Grund total verklebt war.

Das ich selbst mit meiner Luftpumpe das französische Ventil garnicht aufpumpen kann und auch das Rad mit einer Mutter befestigt war, für die ich nicht das richtige Werkzeug habe, bemerkte ich erst als der Platten da war.

Zum Glück übernachtete ich in einer kleinen Stadt bei einer Einladung von Einheimischen. Sie brachten mich samt Rad im Mototaxi zu einer Werkstatt, wo man das Rad abmontieren konnte. Um den Schlauch auch Flicken und Aufpumpen zu können mussten ich mich weiter in der Stadt durchfragen. Am Ende lief aber alles – bis ich am gleichen Tag am Abend, 30 Kilometer weiter, den 26. Platten hatte. Passendes Werkzeug hatte ich immer noch nicht.

Da hilft nur eins: Zelt aufschlagen und am nächsten Tag versuchen zu trampen. Ein Pickup nahmen mich und mein Rad schließlich auf der Ladefläche zur nächsten Werkstatt mit – allerdings blieb dabei im Eifer des Gefechts eine Radtasche zurück.

Also alles wieder zurücktrampen.Und jetzt stell dir mal folgende Situation vor:Du sitzt in einem LKW vorne beim Fahrer und versuchst diesem verzweifelt mit Google translate zu erklären, das er dich 40km durch die Wüste fahren soll um dich mitten im nichts abzusetzen um eine Fahrradtasche zu holen, die du vorhin hier vergessen hast. Klingt aussichtslos? Das war es auch! Angekommen bin ich trotzdem – irgendwie. Und die Tasche war tatsächlich noch da.

Der Rückweg war leider noch schwieriger: Niemand wollte mich mehr mitnehmen, es wurde dunkel. Nach anderthalb Stunden hatte ich Glück – ein Mototaxi ließ mich neben Bananenstauden und Avocados Platz nehmen. Ich war unendlich dankbar, nicht ohne Zelt in der Wüste übernachten zu müssen. Insgesamt hat mich dieser Fiebertraum 7 Stunden und eine Übernachtung gekostet.

Erholung in Casma

Jetzt habe ich einen Pausentag in Casma eingelegt. Einerseits, um mich von den Strapazen zu erholen und endlich Werkzeug sowie Ersatzschläuche zu besorgen. Andererseits, um die nahe Ausgrabungsstätte zu besuchen.

Zu letzten kam es aber leider nicht – zu viele Dinge an meinem Gepäck waren erneut kaputt und mussten repariert werden.

Beitrag vom 30.08.2025

2 Antworten

  1. Lieber Florio
    Dorita hätte Dir Ersatzschläuche aus Deutschland mitbringen sollen. 🤔
    Viel Glück weiterhin.
    Liebe Grüße Birgit

  2. Oh, meine Güte!! Was für ein Hin und Her! Ich hoffe deine inzwischen erworbenen Spanischkenntnisse haben dir bei dem Ganzen etwas weiterhelfen können.

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